Feierstunde zur Verabschiedung im Schloss
Museum Sinzig: Vom provinziellen Charme zum Gesamtkunstwerk
Sinzig. 40 Jahre Leitung des Sinziger Heimatmuseums, das war ein langer, oft mühevoller, aber mit vielen Ideen und Initiativen erfolgreicher Weg für Agnes Menacher. Jetzt wurde sie mit einem Festakt im Schloss verabschiedet. Der Weg führte vom „Heimatmuseum mit provinziellem Charme“ (Laudator Stephan Pauly) zu „einem der besten kommunalen Museen der Region“ (Hardy Rehmann Vorsitzende des Fördervereins) – oder (Stephan Pauly) zum „Schloss Sinzig als Gesamtkunstwerk“.
Agnes Menacher
Es waren viele gekommen, Agnes Menacher ihren Dank und Anerkennung auszusprechen und diesen Tag würdig zu begehen. Wegbegleiter Menachers aus dem Kulturleben, der Kommunalpolitik, der Stadt Sinzig oder einfach Freunde drängten sich dicht im Kultursaal, als Bürgermeister Andreas Geron die Feierstunde eröffnete. Auf zwei Punkte kamen alle Redner zu sprechen. Zum einen auf Agnes Menachers Willen, das Sinziger Museum weiter zu entwickeln, auf ihre Ideen und Schwerpunkte und auf ihren Einsatz „Sprichwörtliche Hartnäckigkeit“ bescheinigte ihr Geron. Der andere Punkt war die Familie. Für die Kinder wurde das Museum dank des Dauereinsatzes zu einem zweiten Zuhause. Und Ehemann Rudolf Menacher war ständiger Begleiter auch der Museumsarbeit, hat in allen Bereichen bis hin zum Kuratieren von kompletten Ausstellungen viele Beiträge geleistet.
Vom Dornröschenschloss zum Gesamtkunstwerk
Vor 40 Jahren hat es im Sinziger Museum keinen Schwerpunkt „Rheinromantik“ gegeben, keine Würdigung des bedeutenden Malers Carl Andreae, der mit der Geschichte des Schlosses eng verbunden ist, keine Dokumentation zur Sinziger Industriegeschichte (Fliesenherstellung) und auch nicht die 2023 eröffnete Dauerausstellung zur Vor- und Frühgeschichte sowie viele Wechselausstellungen. Und was es heute nicht mehr gibt: Das Sammelsurium von alten Gegenständen ohne Themenbezug wie vor 40 Jahren, seinerzeit typisch für Heimatmuseen. Kurzum: Aus einem Dornröschenschloss, so Stephan Pauly, ist das erwähnte Gesamtkunstwerk geworden.
Auch das enthielten die Reden: So sehr Agnes Menacher für das Museum gearbeitet hat, allein war der Weg nicht zu bewältigen. Es hat stets interessierte und engagierte Menschen gegeben, die handwerklich, organisatorisch oder fördernd im Hintergrund unterstützt haben. Hardy Rehmann nutzte daher die Gelegenheit, um für Mitgliedschaft im Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum und aktive Mitarbeit zu werben.
So freute sich Agnes Menacher nicht nur über die Würdigung ihrer Person und über Präsente zum Abschied, sondern in Dankbarkeit auch über die breite Unterstützung. Das reicht von der Stadt Sinzig und ihren Gremien über viele zu unterschiedlichen Themen aktive Helferinnen und Helfer bis zum finanziellen und persönlichem Engagement des Fördervereins.
Perspektiven für die Zukunft
Der Kontrast war deutlich: Statt über 40 Jahre konnte der neue Museumsleiter Gabriel Heeren nur über 60 Tage im Amt berichten. Dafür zeigte er aber neue Wege in die Zukunft auf: Er möchte die gewachsene Kulturlandschaft von Ahr, Rhein und Eifel am Ort Sinzig – alle Epochen der Menschheitsgeschichte sind im Museum präsent – mehr in den Mittelpunkt rücken, die Darstellung der Stadtgeschichte weiter entwickeln, die Reste der alten Wasserburg als Ursprung des heutigen Schlosses erforschen und die Rolle des Sinziger Mineralbrunnens und des einstigen Bad Sinzig deutlich machen. Das alles will und kann Heeren nicht allein bewältigen. Sein Ziel ist es, möglichst viele Menschen in Stadt und Region dabei einzubinden. Für das Museum Sinzig beginnt eine neue Epoche.
Text : Matthias Röcke
Fotos: Achim Gottschalk




























